Die Geschichte unserer Forstbetriebsgemeinschaft

Von den rund 100.000 Brandenburger Waldbesitzern sind knapp 20.000 in rund 300 Forstbetriebsgemeinschaften organisiert, die insgesamt 177.000 Hektar Wald bewirtschaften. So haben sich vor mehr als zwei Jahrzehnten auch bei uns im Raum Welzow 40 Waldbesitzer zur Forstbetriebsgemeinschaft (kurz: FBG) Lieske - Proschim - Welzow zusammengeschlossen.

  

Seit Jahren kämpft unsere FBG – wie auch viele andere – ums Überleben. Es sind nicht etwa finanzielle Schwierigkeiten, sondern die Altersstruktur der Mitglieder. Viele sind über 60 Jahre alt. Und die Nachkommen wohnen entweder in der Ferne oder haben weder das Interesse noch die Zeit und Kraft, den elterlichen Wald zu übernehmen.

 

Dabei braucht es zwei bis drei Generationen an Pflege, Fürsorge und Bewirtschaftung, bis die Bäume im Wald ausgewachsen sind. Viele Arbeiten in der Waldpflege sind dazu nötig und kommen erst der nächsten oder übernächsten Generation zu Gute. Daher müssen wir uns schon heute darüber Gedanken machen, wer unseren Wald erben und weiterführen soll. 

 

Heute stehen immer öfter die künftigen Erben vor der Situation, sich mit dem Thema Waldbesitz noch nie zuvor auseinandergesetzt zu haben. Wenn der Vorbesitzer nicht mehr gefragt werden kann, müssen sie sich Wissen und Fertigkeiten erst langsam erarbeiten. Wir als Waldbesitzer müssen reagieren und unsere waldbaulichen Entscheidungen wohl überlegt und gut durchdacht – eben auf der Grundlage nachhaltiger Forstwirtschaft – treffen:

Es geht um nichts weniger als um die Erhaltung unserer Wälder, unseres Lebensraumes und die Wiedergewinnung bzw. Vervielfältigung unserer Möglichkeiten von wirtschaftlicher Entwicklung.

 

Vor uns liegt also immer noch der zwingend notwendige Generationswechsel, den unsere FBG bislang noch nicht bewältigt hat. Immerhin machen die heutigen Mitglieder ihren Wald mittels verschiedener Maßnahmen fit für die Enkel und Urenkel und ebnen so den Weg für unseren Nachwuchs.

 

Aber auch gewaltige Waldverluste mussten in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hingenommen werden: Einst gab es z.B. in Proschim rund 1.350 Hektar Wald, doch 500 Hektar mussten unwiederbringlich dem aktiven Braunkohle-Tagebau Welzow-Süd geopfert werden, damit die darunter liegende Braunkohle gefördert werden konnte.

 

Aktuell umfasst unsere FBG lediglich 250 Hektar Wald, eine eher kleine Fläche. Einige Zahlen zum Vergleich: Die durchschnittliche Flächengröße dieser Zusammenschlüsse privater Waldbesitzer in Brandenburg umfasst ungefähr 580 Hektar. 

 

Dennoch ist es seit der Gründung unserer FBG gelungen, viele Menschen wieder für unseren Wald zu begeistern. Allerdings konnte dieser Prozess erst mit mehreren Jahren Verspätung nach der politischen Wende starten, denn im Jahr 1990 dachten alle, dass das Dorf Proschim komplett dem Tagebau geopfert werden müsse.



Wer Bäume pflanzt, wird den Himmel gewinnen – Konfuzius (551 – 479 v.Chr.)

Unsere Wälder haben sich verändert  -  schon immer,  seit Säugetiere sich in ihre Lebensräume ausbreiten. Der Mensch hat entscheidend dazu beigetragen, die Wälder hervorzurufen, die wir heute aus eigener Anschauung kennen und auch die, denen wir als vermeintlich unberührte Naturräume hinterhertrauern und oft als Idealbild eines vom Menschen unbeeinflussten Naturraumes glorifizieren. 

Jedoch ist einzig die Natur in der Lage, sich als sich selbst erhaltendes komplexes System – als Kreislaufwirtschaft – zu gestalten; als immerwährende Reaktion auf „äußere“ Einflüsse kosmischer, terrestrischer, aquatischer oder aerodynamischer Herkunft. 

 

Die Heilung oder Wiederherstellung nach solchen Einflüssen nimmt oft lange Zeiträume in Anspruch. Trotzdem bleibt der Lebensraum Natur immer erhalten. Einzig die begrenzte und im Vergleich sehr kurze Lebenszeit von Säugetieren/ Menschen läßt uns manche der Ereignisse als zerstörerisch empfinden, weil deren raumgreifende Auswirkungen unsere Lebensmöglichkeiten einengen oder gänzlich unmöglich machen. Doch das Leben – das komplexe System von Ursache und Wirkung – läßt sich nicht zerstören; einige Jahre oder Generationen später hat das komplexe Ökosystem auf die Einflüsse reagiert und sie in für sich günstige/ fördernde Lebensräume entwickelt. In der Erd- und Menschheitsgeschichte gibt es unzählige Beispiele dafür.

 

Der vielgerühmte Buchenwald, der sich angeblich fast über ganz Deutschland ausbreiten würde, hätte der Mensch nicht in die Naturentwicklung eingegriffen, ist eine nacheiszeitliche Reaktion der Naturräume unter beginnender menschlicher Beeinflussung und fand in einem ganz bestimmten Zeitraum der nacheiszeitlichen Waldgeschichte seine größte Ausdehnung. Mit dem Eintritt von kälterem und feuchterem Klima verschwand auch die Buchendominanz. Natürlich haben auch die Ausbreitung und vor allem die Bedürfnisse der zahlreicher werdenden Menschen erheblich dazu beigetragen.

Wie kein anderes Lebewesen ist der Mensch Repräsentant seiner Zeit und fällt in diesem ihm als Lebenszeit zur Verfügung stehenden geschichtlichen Abschnitt Entscheidungen von Tragweite. Diese Entscheidungen muss jede Generation gut überlegen und abwägen, denn es gibt Entscheidungen, die das Leben der Menschen in entsprechenden Naturräumen /Ökosystemen nicht nur einengen, verarmen oder monotonisieren, sondern auch auslöschen können. Dies trifft vor allem auf den Wald zu: verschwindet dieser, wird es für den Menschen eng, Luft, Wasser, Boden und Flora wie Fauna können sich derart entwickeln, dass sie der menschlichen Existenz nicht mehr förderlich sind oder dieser gar entgegenstehen. 

 

Gerade hier im Gebiet unserer Forstbetriebsgemeinschaft sind wir von solchen Entscheidungen betroffen: der Braunkohlentagebau vernichtet Lebensräume für eine lange Zeit mit heute noch unabsehbaren Folgen basierend auf den wirtschaftlichen Entscheidungen früher lebender Generationen. Gleichzeitig bot die Braunkohlewirtschaft für einige Menschen Verdienstmöglichkeiten, obwohl sie andere wirtschaftliche Entwicklungen – die eventurell längere Zeiträume und stabilere generationenübergreifendere Wirtschaftszweige hätten hervorbringen können  –  ausschloss  und verdrängte – eine typische Monokultur.

Auch in unseren Wäldern spiegelt sich diese Entwicklung wieder: Auf den Abraumkippen wurden nach der Braunkohleförderung fast ausschließlich Kiefern (pinus sylvestris) gepflanzt, wie auch auf landwirtschaftlich unproduktiven Flächen in Brandenburg zu noch früheren Zeiten (18. Und 19. Jahrhundert): genügsam, anspruchslos, schnell wachsend, tolerant gegen Trockenheit, wirtschaftlich einträglich, bequem zu bearbeiten weil wenig pflegeaufwändig und letztlich kahlschlagfähig durch hohe Lichtbedürftigkeit. Jetzt besteht die Gefahr, dass klimatische Veränderungen mit heute noch unabsehbaren Folgen die Erfolgsstory der Kiefer beenden werden – weil sie einfach ab einer bestimmten jährlichen Durchschnittstemperatur oberhalb von 10,5 Grad Celsius kein optimales Wachstum mehr zeigen kann und sich in kühlere Klimazonen zurückziehen wird.

 

Die Waldbesitzer der Forstbetriebsgemeinschaft wollen raus aus der Monokultur und Entscheidungen für mehr Vielfalt als Anpassung an veränderte Lebensbedingungen treffen – im Interesse der Lebensvielfalt und Lebensmöglichkeiten unserer Wälder und zukünftiger Generationen unserer Kinder, Enkel und ferneren Nachkommen. Deshalb nutzen wir die hiebsreifen Bestände unserer Wälder – Früchte der Entscheidungen unserer Vorfahren – und pflanzen Bäume nach. Damit gestalten wir Lebensräume, wirtschaftliche Möglichkeiten und farbenfrohe Vielfalt.

 

Wir hoffen, mit der Pflanzung von Bäumen in unseren Wäldern dem zu entsprechen, was Konfuzius so ausdrückte: Wer Bäume pflanzt, wird den Himmel gewinnen. 

Pflanzungen unserer Forstbetriebsgemeinschaft

1995: Familie Jurischka

Gemarkung Proschim: Erstaufforstung 2 ha: 

6.000 Traubeneichen, 950 Hainbuchen, 25 Feldahorn, 20 Kornelkirsche, 5 Vogelkirsche 

 

2005/2006: Familie Schuster/Gehm

Gemarkung Proschim/Lieske: Pflanzung unter Schirm, 3 ha:

Waldumbau/Begründung eines Laubholz-Mischwaldes an der B 156

 

14.11.2015: Familie Haensel

in Zusammenarbeit mit den Abiturklassen des Christlichen Gymnasiums Johanneum Hoyerswerda

Gemarkung Dörrwalde: Pflanzung unter Schirm, Waldumbau/ Einbringen von Laub- und Nadelgehölzen in Kiefernmonokultur, 1,5 ha;  Eichen, Ahorn, Linde, Kiefer, Lärche, Douglasie, Wacholder, Eibe, Einzelexemplare

 

März 2016: Familie Haensel

 

Gemarkung Dörrwalde: Pflanzung von Linde, Ahorn, Rotbuche, Hainbuche, Traubeneiche, Edelkastanie auf 1,5 ha

 

 

März 2016: Familie Drögemeyer/ Ziesch

Gemarkung Proschim, Klein Partwitz (?), 1 ha: 

Aufforstung nach Totalabtrieb; Douglasie, Küstentanne

 

März 2016: Familie Haensel

Gemarkung Dörrwalde, 2 ha:

Pflanzung auf Kahlschlag zur Förderung von Naturverjüngung; Waldumbau, Einbringen von Laub- und Nadelgehölzen in Kiefernnaturverjüngung, Linde, Ahorn, Eichen, Schwarznuss, Robinie Naturverjüngung, Schwarzerle Naturverjüngung, Birke Anflugvermehrung, Weistanne, Küstentanne, Douglasie, Wacholder, Eibe, Kiefer Naturverjüngung

 

März 2017: Familie Drögemeyer/ Ziesch

Gemarkung Proschim/Klein Partwitz, 1 ha



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2013: 20 Jahre FBG Festblatt
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